Im Labyrinth wandelt Piranesi und der Wahnsinn folgt ihm auf dem Fuß:
Die Welt besteht aus Säulen, Vestibülen und Sälen. Wie viele es sind ist nicht bekannt. Sie erstrecken sich in alle Himmelsrichtungen und beherbergen zahlreiche Statuen. Piranesi (auch wenn er selbst nicht glaubt, dass das sein Name ist) führt Buch über Die Welt und teilt ihre Wunder nur mit Dem Anderen. Doch Piranesis klares Weltbild gerät ins Wanken, als seltsame Hinweise in den Räumen auftauchen.
Approved:
Es ist schwer, etwas über dieses Leseerlebnis zu schreiben, ohne ihm seine Faszination zu nehmen. Deswegen beschränke ich mich auf ein paar schwammige Dinge, die mir gut gefallen haben (mehr im Spoiler-Teil).
Zunächst war ich etwas abgeschreckt. Ich lese am liebsten Bücher in der 3. Person Singular und war daran durch Clarkes vorherihe Werke gewöhnt. Der Ich-Erzähler ist in diesem Roman aber unerlässlich. Durch Piranesis Augen erfahren wir Die Welt und merken dennoch, dass hier etwas nicht stimmt. Seltsame Kalenderformen, die Umgebung, etliche Ost-, West-, Nord-, Süd-Angaben, Säle, Vestibüle ... Dass er ein unzuverlässiger Erzähler ist, macht die Sache daher besonders spannend.
Susanna Clarkes neuster Streich ist im Vergleich zu "Jonathan Strange & Mr Norrell" ein dünnes Büchlein und doch wieder voller ausgestalteter Welten und Charaktere. Daher lässt es sich, nachdem man die Hürde der ersten zehn Seiten genommen hat, schnell weglesen.
Und ich konnte es kaum weglegen.
❤ Für Fans von:
💀Spoiler:
Der Roman schafft es, ein Gefühl davon zu vermitteln, wie es sein muss, den Verstand zu verlieren. Piranesis Gedächtnislücken werden immer deutlicher. Als Leser merkt man Ungereimtheiten zwischen seiner gelebten Realität und der des Anderen. Allein schon die Sprechweise der Charaktere unterscheidet sich stark. Zudem tauchen an diesem mystischen, antiken Ort immer wieder moderne Einflüsse auf: so schläft Piranesi in einem Schlafsack und schreibt seine Notizbücher mit Kugelschreibern voll. Der Andere trägt gute Anzüge und besitzt anscheinend ein Smartphone. Was ist das also für ein Ort? Es fühlt sich mehr nach einem Gedankenexperiment aus dem Philosophie-Unterricht an, als nach einem Roman. Bis Piranesis Geisteszustand die Geschichte dahinter langsam entblättert.
Eine wirklich faszinierende Reise durch das Leben und die Bedeutung von Symbolen.
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